Waldviertel (Viertel ober dem Manhartsberg), Hochfläche im NW von NÖ.; bis
zum Fall des Eisernen Vorhangs 1989 relativ abgeschnittene Region mit
Arbeitsplatzdefiziten und Abwanderungsgebiet. Das W. ist geolog. ein Teil des
Böhmischen
Massivs (im W v. a. Granit, im O Gneis und kristalliner Kalk sowie in
der Horner Bucht Löß), hat kontinental geprägtes Hochflächenklima und umfaßt
eine Fläche von etwa 4600 km2; der Name leitet sich vom früheren
Waldreichtum der Region ab. Im N grenzt das W. an Tschechien, im W an OÖ., im S
bildet die Donau ( Wachau) und
im O der Manhartsberg
(537 m) die Grenze. Naturräuml. ist das W. in ein höher gelegenes westl.
W. (oberes W.) und ein niedrigeres östl. W. (unteres W.) gegliedert. Zu den höchsten
Erhebungen des W. zählen Großer Peilstein (1061 m), Weinsberg (1041 m),
Tischberg (1063 m) und Nebelstein (1017 m). Weitere Besonderheiten des
westl. W. sind die Granitblöcke bzw. Wackelsteine (z. B. Naturpark
Blockheide bei Gmünd) und die Hochmoore. Durch das nordwestl. W. verläuft die
europ. Hauptwasserscheide zw. Elbe und Donau; die Lainsitz entwässert zur Elbe
hin. Weitere wichtige Flüsse im W. sind Zwettl (im W), Thaya (N), Krems (S) und
Ysper (S); die Mitte und den O des W. durchfließt der Kamp mit den 3
Kraftwerksstauseen Ottenstein, Dobra und Thurnberg. 1991 entfielen auf das W. 16 %
der Einwohner von NÖ. (231.000 Personen), wobei 1981-91 ein Bevölkerungsrückgang
zu verzeichnen war (sinkende Geburtenraten und Abwanderung). In der Landw.
werden im westl. W. Ackerbau (Braugerste, Roggen, Hafer, Kartoffeln und in begünstigten
Lagen Hopfen), Forstw. (Waldanteil im westl. W. ca. 43 %) und Viehwirt.
(Milchwirt. und Viehzucht) sowie Fischzucht betrieben. Im östl. W. überwiegt
der Ackerbau (Weizen, Gerste, Zuckerrüben, Mais, Raps und Sonnenblumen). Im
gesamten W. wird verstärkt auf Alternativkulturen, wie Mohn oder Heil- und Gewürzkräuter,
gesetzt. Die Ausläufer des Weinbaus reichen vom Weinviertel
bis in das untere Kamptal (Langenlois). Die Ind. ist hauptsächl. auf den
nordwestl. Teil des W. konzentriert (v. a. Gemeinden Gmünd, Schrems,
Heidenreichstein, Waidhofen a. d. Thaya und Groß-Siegharts); wichtigste
Ind.-Branchen sind Elektrotechnik, Elektronik, Glas, Holz, Stein (Granit) und
Bauwirt. In Krems a. d. Donau im SO sind die Wirt.-Schwerpunkte Chemie,
Stahl und Möbel. Auf die Tradition des W. als Textilregion ( Bandlkramerlandl)
verweisen die Textilmuseen in Groß-Siegharts, Waidhofen a. d. Thaya und
Weitra. Zur Förderung der regionalen Wirt. wurde in Gmünd gem. mit der
tschech. Stadt Ceské Velenice ein Ind.-Park eingerichtet. Durch telematische
Einrichtungen (z. B. Telehaus W.) soll die überregionale Anbindung
verbessert werden. V. a. kleinere und mittlere (Gewerbe-)Betriebe versuchen
innovative Produkte anzubieten (z. B. Designcenter Schrems). Der
Fremdenverkehr hat in den vergangenen Jahren in den 4 Waldviertler
Fremdenverkehrsverbänden Kamptal, W.-Mitte, Oberes W. und Thayatal Zuwächse
erzielt. Schwerpunkte sind der Gesundheitstourismus (z. B. Moorbad Harbach,
Bad Großpertholz und Gars a. Kamp), Wandern und Radfahren sowie im Winter der
Skilanglauf. Von den rd. 890.000 Nächtigungen im W. im Jahr 1993 entfielen mehr
als 30 % auf den Kurbetrieb im Moorbad Harbach und auf Litschau
(Feriendorf). Zeugen der reichen Geschichte des W. sind die Klöster (Stifte
Zwettl, Altenburg und Geras), Burgen (Heidenreichstein, Rappottenstein), Schlösser
(Weitra, Rosenau, Ottenstein, Rosenburg und Riegersburg) und Ruinen. Die
wichtigste Bahnverbindung in das W. ist die Franz-Josefs-Bahn über Tulln,
Eggenburg, Göpfritz a. d. Wild und Gmünd Richtung Prag. Hauptstraßenverbindung
in das W. ist die Bundesstraße von Stockerau über Maissau, Horn, Göpfritz a. d.
Wild nach Schrems. Wichtige Orte sind im westl. W. Groß-Gerungs, Weitra, Gmünd,
Schrems, Heidenreichstein, Waidhofen a. d. Thaya, Groß-Siegharts,
Allentsteig (Truppenübungsplatz) und Zwettl sowie im östl. W. Langenlois, Gars
a. Kamp, Horn, Eggenburg, Drosendorf-Stadt, Hardegg und die Viertelshauptstadt
Krems a. d. Donau am Ausgang der Wachau.
Literatur: A. Komlosy, Waldviertler Textilstraße, 1990; Wirtschaftsförderungsinst.
(Hg.), Designlandschaft W., 1991; A. Bartonek, B. Benes, W. Müller-Funk u. F.
Polleroß (Hg.), Kulturführer W., Weinviertel, Südmähren, 1993.